Kunstkatalog Stefanie Brehm

59 arbeitet. Vielleicht zeigt sich das auch in der Zentriertheit meiner Arbeiten, der Konzent- ration von Masse und Formen. Mir ist es wichtig, innerhalb der Komplexität an Informationen und Botschaften, immer wieder eine gewisse Harmonie herzustellen und mich nicht aus der Ruhe bringen zu lassen. Entscheidend ist doch, wie ich die Welt positiv beeinflussen oder überhaupt beein- flussen kann und weniger was alle anderen machen und tun. Das ist eine erfrischende Herangehensweise. Wie äußert sich dieses Credo in Ihrer Arbeit? Indem ich die negativen Dinge nicht die ganze Zeit beim Namen nenne. Ich bin mir aller ernstzunehmenden Themen bewusst, zum Beispiel wie wir in alle möglichen Richtungen des Daseins manipuliert werden. Und gleichzeitig weiß ich, dass ich die Dinge nur positiv mitverändern kann, wenn ich eine neue Vision aufbaue und nicht ausschließlich das alte System auf den Prüfstand stelle. Neue Visionen bedeuten für mich dabei immer positive Visionen und keine Horror-Szenarien, die ich visualisiere oder entwickele. Deswegen wir- ken meine Arbeiten vielleicht auch immer fröhlich und haben eine positive Ausstrahlung. Farbe hat ja immer etwas Positives an sich. Meine Arbeiten sollen über den Status Quo oder die aktuellen Geschehnisse hinauswachsen und den Menschen, die damit in Reso- nanz gehen, Alternativen bieten. Als Betrachter*in fragt man sich immerzu woraus Künstler*innen ihre Inspiration schöpfen. Ist das ein fortlaufender Prozess bei Ihnen oder gibt es tatsächlich Momente, in denen Sie eine Art Einge- bung haben und diese in Ihr Werk transportieren? Inspirationen schöpfe ich kontinuierlich aus allem, was ich wahrnehme. Egal, ob auf den Straßen oder in der Natur, was zum Beispiel die Farbigkeit betrifft. Es ist aber nicht so, dass ich bewusst nach Farben suche. Vielmehr habe ich einen inneren Klang an Farben, der mir gefällt. Dieser Klang wechselt von Tag zu Tag und wird dann gespielt, wenn ich vor meinen Arbeiten stehe. Auch genieße ich es ganz alleine im Atelier zu sein, weil ich mich gerne mit Musik oder meinem eigenen Gesang in eine gewisse Vibration oder Stimmung versetze. Dazu gehört auch Tanz. Tanz und Gesang sind zwei Komponenten, die ganz oft meinen Arbeiten vorausgehen. Eine schöne Vorstellung, Sie durch das Atelier tanzen zu sehen. Ja, die Einstimmung meines Körpers ist zu einem Ritual geworden. Das muss auch nicht nur Tanz sein, das können auch körperliche Übungen sein, bei denen ich mich selber so gut spüre, dass ich Lust bekomme, sie auf Farbe und das Medium, mit dem ich gerade arbeite, zu übertragen. Die besten Ideen kommen, wenn ich mich leicht und beschwingt fühle. Die Befreiung vom verkopften Lösungsfinden hin zu Körperbewegungen und Schwingung, die dann in Formen und Farben zum Ausdruck kommen, ist magisch.

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